Leben im Tiny House: Dezember 2021
Der erste Winter in meinem Tiny House steht vor der Tür. Ich lebe mittlerweile 5 Monate in meinem Wohnwagon 'Gandalf'. Muss ich in meinem kleinen Haus erfrieren? Produziert die Photovoltaikanlage genug Strom? Und welchen großen Pläne habe ich für das Jahr 2022? Und wie gehts mir überhaupt so? Diesen Fragen kläre ich in diesem Artikel, der zugleich das monatliche Update für den vergangenen Dezember darstellt.
Letztes Mal habe ich darüber gesprochen, dass ich mein alljährliches, saisonales Stimmungstief im November habe. Die Natur zieht sich zurück. Einige Tiere und Pflanzen sterben. Und ich fühle mich auch unwohl. Aber: der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so gewöhne auch ich mich jedes Jahr wieder an kurze Tage, an denen die Sonne nicht aufzugehen scheint. Alles ist etwas langsamer und gemächlicher. Und vielleicht ist das auch gut so.
Der 21. Dezember markiert in dieser langen und nicht enden wollenden Zeit den kürzesten Tag. Dieser eine, besondere Tag spendet aber auch Hoffnung, denn ab jetzt werden die Tage wieder länger. Ich merke, dass dieses Naturereignis - also die Wintersonnenwende - für mich, jenseits des sogenannten 'christlichen Weihnachtsfestes', auf einer persönlichen, spirituellen Ebene, eine viel tiefere Bedeutung für mich bekommen hat.
Obwohl noch alles in tiefem Schlummer liegt, kündigt sich das nächste Jahr bereits vielversprechend an. Der Kreislauf schließt sich und beginnt erneut. Doch gleichzeitig scheint diese doch sehr positive und frohe Botschaft in einer noch für mehrere Wochen erstarrten Welt weitestgehend ungehört zu verhallen. Denn die Sonne geht trotzdem erst nach 8.00 Uhr auf - und um 16.00 Uhr ist es auch schon wieder dunkel.
Welche Auswirkung haben diese kurzen Tage auf die Stromproduktion mit meiner Photovoltaik-Anlage und auf mein damit verbundenes Ziel der Energie-Autarkie?
Stromproduktion im Dezember
Ich war im vorherigen Monat November nur noch zu 64% strom-autark. Überraschenderweise ist die Stromproduktion im Dezember demgegenüber kaum noch weiter gesunken. Ich konnte im Dezember insgesamt 47 kWh produzieren. Im November waren es mit 51kWh nur 4 kWh mehr. Das hätte ich nicht erwartet.
Allerdings ist der Stromverbrauch im Dezember gegenüber dem November massiv angestiegen. Ich habe im Dezember 100 kWh verbraucht. Im November waren es 80 kWh. Den deutlichen Anstieg von 20 kWh im Stromverbrauch kann ich mir ehrlich gesagt kaum erklären. Eine mögliche Erklärung wäre allerdings die Aussenheizung für den Wasseranschluss am Haus.
Nur noch 47% Strom-Autarkie
Ich war im Dezember also nur noch zu 47% strom-autark und musste knapp die Hälfte meines Stroms über das Back-Up, meinen Hausanschluss, beziehen. Das ist einerseits ernüchternd - andererseits ist es auch eine Leistung immerhin noch die Hälfte des verbrauchten Stroms über die PV-Anlage zu decken.
Im Durchschnitt konnte ich pro Tag im Dezember 1,5 kWh produzieren. Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Tag lag im Dezember bei 3,2 kWh. Theoretisch hätte ich allerdings den gesamten Strombedarf im Dezember über meine Solaranlage decken können.
Das beweisen die Zahlen vom 26. Dezember: ich habe an diesem Tag insgesamt 3,93 kWh verbraucht und demgegenüber 3,99 kWh produziert. Also ganz knapp etwas mehr Strom, als benötigt. An diesem Tag schien ausnahmsweise durchgehend die Sonne. Praktisch gesehen scheint die Sonne im Winter allerdings zu selten.
Ich wohne seit Ende August durchgängig in meinem Tiny House. Damit liegen nun auch konkrete Zahlen für mehrere Monate meines Stromverbrauchs vor, die ich im Sinne der Übersichtlichkeit nun erstmals in einer Tabelle zusammenfasse.
*Im September ist aufgrund eines technischen Fehlers eine Datenlücke entstanden. Deswegen liegen für diesen Monat keine Daten vor.
Der Holzverbrauch für meinen Kamin-Ofen hat im Dezember natürlich zugenommen, aber ich bin mir zum jetzigen Zeitpunkt sicher, dass der Holzvorrat von 4 SRM (Schütt-Raum-Meter) für die gesamte Heizperiode reichen wird. Dort werde ich schauen, wie viel Holz schlussendlich übrig geblieben ist. Das Thema werde ich im nächsten Winter professioneller angehen.
Waldgarten anlegen für Anfänger
Ich habe es bereits letztes Mal angekündigt, dass mein großes Projekt für 2022 ein Waldgarten sein soll. Dazu sollte zu Beginn vielleicht geklärt werden, was das überhaupt sein soll.
Es gibt natürlich mehrere Definitionen. Für mich lässt sich der Begriff 'Waldgarten' am besten mit seiner Funktion erklären. Der Begriff Waldgarten kommt vom englischen Begriff 'Food Forest'. Und das lässt sich am besten mit essbarer Wald übersetzen.
Ein Waldgarten ist eine intelligente Streuobstwiese
Und genau darum geht es: es sollen möglichst viele essbare Früchte und Pflanzen auf kleiner Fläche entstehen. Und mein Tiny House steht im Zentrum davon. Das Konzept kommt aus Gegenden, die ein tropisches Klima haben. Dort lässt sich natürlich ganzjährig ernten. Aber auch in Deutschland ist so etwas mit Einschränkungen möglich.
Am nächsten kommt dem Waldgarten die klassische Streuobstwiese. Denn auch im Waldgarten spielen Obstbäume eine wichtige Rolle. Auf einer Streuobstwiese stehen Obstbäume und ansonsten ist dort nur eine Wiese. Im Waldgarten wird allerdings mit weiteren Ebenen gearbeitet.
Die Obstbäume stellen dabei mit ihrer Baumkrone eine Ebene da. Eine weitere Ebene stellen z.B. Beerensträucher dar, die im Waldgarten unter die Obstbäume gepflanzt werden. Unter den Beerensträuchern ist eine weitere Ebene. Dort kann z.B. Gemüse angepflanzt werden.
Es ist also eine intelligente Streuobstwiese. Das Zusammenspiel der verschiedenen Pflanzen im Waldgarten ist natürlich eine Wissenschaft bzw. Kunst für sich. Aber zusammenfassend wird der natürliche Wald und seine Eigenschaften als Vorbild für das Gärtnern benutzt.
Diese Herangehensweise bei der Gestaltung meines Gartens ermöglicht mir die Erreichung meiner beiden Ziele in Sachen Selbstversorgung und Re-Wilding.
Die Planung meines Waldgartens
Für die Planung meines Waldgartens war eine Drohnenaufnahme aus der Luft sehr hilfreich. Ich habe in dieses Bild die Grundstücksgrenzen eingezeichnet und ein Raster über das Bild gelegt, wobei eine Zelle einen Quadratmeter darstellt.
Natürlich enthält das Bild Ungenauigkeiten aufgrund der Perspektive des Fotos. Aber es ging erstmal darum die Standorte der verschiedenen Obstbäume zu planen.
Ich habe mit den Obstbäumen einen Abstand von 3 Metern zur jeweiligen Grundstücksgrenze eingehalten. Mein Nachbar im Süden meines Grundstücks hat das ebenfalls getan. Leider hat sich mein Nachbar im Norden überhaupt nicht daran gehalten und sogar Bäume direkt auf die Grenze gepflanzt, u.a. eine riesige Kiefer direkt hinter mein Haus.
Zurück zu den Obstbäumen: zwischen den Obstbäumen habe ich einen Abstand von 6 Metern gelassen, damit jeder Baum genug Platz zum wachsen hat. Dann habe ich mich in den Garten begeben und mit einem Maßband die Standorte der Bäume bestimmt und dort jeweils einen Pflock in den Boden geschlagen.
Ich habe mich für die klassischen vier Obstbäume entschieden: Apfel, Kirsche, Pflaume/Zwetschke und Birne. Ich möchte mehrere lokale Sorten anpflanzen und auch immer die jeweilige Ursprungsorte, denn diese sind immer besonders stark und robust.
Ich habe darauf geachtet, dass nie zwei gleiche Obstbäume nebeneinander stehen, damit potenzielle "Schädlinge" nicht einfach von Baum zu Baum hüpfen können. Eben genau das Gegenteil einer Monokultur.
Außerdem habe ich einen weiteren Pflanzplatz definiert - nämlich immer in der Mitte zwischen vier Obstbäumen. Hier sollen heimische Wildsträucher gepflanzt werden, die entweder ebenfalls essbar sind, oder einen besonders wertvollen Nutzwert für Tiere haben.
Im Abstand von 0,75 Metern zur Grundstücksgrenze plane ich eine Hecke aus Rotbuchen, die eine Höhe von bis zu 3 Metern erreichen soll. Das besondere an der Rotbuche ist, dass sie auch im Winter ihr Laub nicht abwirft und damit besonders blickdicht sind. Hinzu kommt, dass Rotbuchen hier natürlich vorkommen.
Das ist zusammengenommen die erste Ebene meines Waldgartens und ich plane die Pflanzung innerhalb des ersten Quartals 2022 - also bis Ende März - abgeschlossen zu haben. Dann können die Pflanzen nämlichen noch die volle Wachstumsperiode in Deutschland nutzen.
Ich habe im Dezember ganz spontan mit der Pflanzung von ersten Obstbäumen angefangen. Ich bin einfach zur nächstgelegenen Baumschule gefahren und wollte "nur mal gucken". Das hatte zur Folge, dass ich direkt 10 Obstbäume gekauft habe. Die Stämmchen sind drei Jahre alt und haben alle eine Größe von ca. 1,20 Meter und sind "wurzelnackt", d.h. ohne einen Pflanzballen.
Allerdings war das eine typische "Michael-Aktion", wie meine Mutter es betitelte. Damit meint sie, dass ich mir mehr Zeit hätte lassen sollen und nicht irgendwas übers Knie brechen sollte.
Aber ich wollte einfach etwas machen. Und ich hatte ja auch im letzten Video gesagt, dass ich eher in einem Stimmungstief bin. Und aus meiner Sicht ist das beste Rezept gegen zu viel Grübelei und Stagnation einfach zur Tat zur schreiten und Fakten zu schaffen. Ist vermutlich auch eher der männliche Ansatz im Außen etwas zu tun.
War halt etwas blöd, dass direkt nach meinem Kauf mehrere Tage Frost kamen und ich es nicht schaffte die Bäume einzupflanzen. Ich hab sie ein paar Tage in meinem Kofferraum gehabt und danach standen sie auch noch in meiner Duschkabine. Und vielleicht haben sie das nicht überlebt. Egal, denn ich habe angefangen! Und das ist viel wichtiger, als alles richtig zu machen.
Und zum Jahreswechsel habe ich alle 10 Obststämmchen schließlich eingepflanzt. Das hat extrem viel Spaß gemacht. Hätte ich gewusst, dass es sich so gut anfühlt Bäume zu pflanzen, dann hätte ich das schon viel häufiger getan.
Ich freue mich echt auf meinen Waldgarten und in meiner Phantasie wandele ich bereits durch einen wildes, kleines Paradies direkt vor meiner Tür.
Wie geht es nächsten Monat weiter?
Nächsten Monat gibt es natürlich wieder ein Update bzgl. meiner Strom-Autarkie. Außerdem spreche ich über mehrere Probleme, die sich bisher mit meinem Tiny House ergeben haben und, wie ich sie gelöst habe. Und ich gebe dir eine ausführliche Tour durch meinen noch jungen Waldgarten und stelle dir meine Obstbäume im Detail vor.
Wenn du mein Projekt weiterhin mitverfolgen möchtest, dann abonniere meinen kostenlosen Newsletter. Ich schicke dir dann einmal im Monat zur Erinnerung eine kurze E-Mail, dass es wieder Neuigkeiten gibt. So bleiben wir auch unabhängig von "sozialen Medien" in Kontakt.
Herzliche Grüße,
Michael Mey
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E-Mail: michaelmey2003@gmx.de
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