Leben im Tiny House: Juni 2021 Ich kann mein Tiny House, den Wohnwagon "Gandalf", leider nicht einfach so auf meinem Grundstück - der grünen Wiese - abstellen. Das wäre ja viel, viel zu einfach. Im letzten Monat habe ich dir gezeigt, wo ich mein Tiny House hinstelle. In diesem Monat ging es darum, dass ich alle wichtigen Vorbereitungen ausführe, damit mein kleines Haus sicher abgestellt werden kann. Welche Probleme dabei auftraten, ob ich sie lösen konnte und was du daraus lernen kannst, das erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Äh, wo ist jetzt eigentlich diese Grundstücksgrenze?
Das erste Problem war, dass ich nie genau wusste, wo genau die Grundstücksgrenzen verlaufen. Ich hatte zwar den Plan mit seinen Grenzlängen. Aber mehr auch nicht. Ist schon etwas peinlich ein Grundstück zu kaufen und letztlich aber diesbezüglich völlig auf dem Schlauch zu stehen.
Und ich finde es schon wichtig zu wissen, wo genau die Grenzen sich befinden. Insbesondere, weil ich in einem Wohngebiet aus den 90igern Jahren wohne und manche meiner alteingesessenen Nachbarn dementsprechend dort schon seit 30 Jahren leben. Die haben also einen Wissensvorsprung! Aus meiner Zeit im ersten Tiny House Village Deutschlands wusste ich, dass gerade die Grenzen und deren genauer Verlauf sehr schnell zu Unstimmigkeiten und Streit führen können. Und auch hier lag etwas in der Luft...
Die "Tannen-Baum-Affäre"
Mir kamen sie gleich etwas suspekt vor. Die Reihe von Tannenbäumen, die an der Nordseite meines Grundstücks rein optisch betrachtet die Grundstücksgrenze zu meinen Nachbarn bilden. Dort wohnen mehrere Generationen unter einem Dach. Und den Sohn (ich nenne ihn hier einfach mal "Kai") hatte ich schon bei einer ersten Grundstücksbesichtigung kennengelernt. Er war freundlich und hilfsbereit, wir haben Telefonnummern ausgetauscht und standen per WhatsApp in Kontakt.
Ich schickte Kai dieses Foto per WhatsApp und fragte ihn, wo die Grenze denn verlaufen würde. Er antwortete "Es müsste die Rote Linie sein" und "Die Weihnachtstannen haben wir nach Absprache mit dem NLG 2015 (Anmerkung: das waren die Vorbesitzer) als Grenzbepflanzung gesetzt".
Na super. Tannen auf der Grenze... Ich kenne die Dinger aus dem Garten von meinem Opa und ebenfalls von unserem Wochenendgrundstück. Mit den Scheiß-Dingern gibt es nur Ärger und besser man entfernt sie, wenn sie noch klein sind. Emotional betrachtet war das keine leichte Situation: die Tannen wollte ich dort nicht haben und gleichzeitig aber auch keinen Stress machen.
Laut Nachbarschaftsrecht (ja, das habe ich mir dann mal zu Gemüte geführt) dürfte ich tatsächlich darauf bestehen, dass jedwede Bepflanzung, die sich näher als 0,25m an der Grundstücksgrenze befindet, komplett entfernt werden muss. Könnte also echt knapp für Familie P. und ihre Weihnachtsbäume werden, wenn die Grenze denn tatsächlich die rote Linie sein sollte.
Der Hintergrund für meine Frage an Kai war zugleich rein praktischer Natur, weil ich im Vorfeld einen Gärtner aus dem Ort beauftragt hatte die Wiese zu mähen. Und dem Gärtner musste ich schon irgendwie sagen bis wohin er das Gras kürzen sollte.
Ich hatte zusätzlich ein amtliches Vermessungsbüro beauftragt mein Grundstück professionell auszumessen, um die genaue Lage der Grenzen zu bestimmen. Dann gäbe es zukünftig keine Unsicherheiten mehr!
Außerdem brauchte ich die Informationen des Vermessungsbüros schließlich für die Positionierung meines Tiny Houses. Nur so konnte ich das ebenfalls kontaktierte Baggerunternehmen briefen, damit diese das Fundament sowie die Hausanschlüsse exakt legen konnten.
"Dann hau den um. Ist ja schließlich meiner!"
Dann kam der Vermessungs-Fritze und ich war an dem Tag der Vermessung des Grundstücks auch vor Ort. Per GPS-Ortung wurden die von mir gewünschten Punkte eingemessen. Und es kam zu einer großen Überraschung: die Tannenbäume standen fast 3,50 Meter auf meiner Grundstücksseite. Krass, oder?
Ein zu vermessener Punkt (von meinem Fundament) befand sich sogar genau unter einer der kleinen Tannen. Der Vermessungs-Mann fragte mich, ob er ein paar Zweige entfernen solle, weil die bei der Vermessung störten. "Ich kann den auch komplett fällen!?". Darauf hin antwortete ich trocken: "Dann hau den um. Ist ja schließlich meiner!". Aber ich fragte nochmal nach, ob er sich denn 100% sicher ist. Denn ansonsten käme so eine Aktion gar nicht so cool.
Diplomatisches Parkett
Später am Tag, nachdem alle Punkte vermessen und markiert waren, sprach ich mit Kai's Vater. Ich nenne ihn einfach mal "Fred". Das war ein sehr freundliches Gespräch und Fred räumte direkt ein, dass er natürlich im Unrecht ist und er selbst überrascht war, dass die Grenze dort verläuft.
Ich dachte mir zwar, dass er das eigentlich nicht vergessen kann, aber letztlich war ich erleichtert, dass ich so die lästigen Tannen ohne großes Tamtam loswerden würde. Weitere noch zu klärende Punkte unserer Grenze sind seine Wegplatten an der Verwallung zum Acker (die auch komplett auf meinem Grundstück liegen) und die Kiefer, die genau auf der Grundstücksgrenze steht und damit direkt hinter meinem Haus ist. Aber hey, ich will auch erstmal ankommen und Gandalf dort hingestellt bekommen. Alles andere ist für mich gerade wirklich sekundär.
Ansonsten finde ich es sehr gut, dass unsere Grenze bepflanzt ist. Wir werden uns da schon irgendwie einig. Es ist sicherlich nicht schlau sein "gutes Recht" durchzudrücken, wenn man dafür die Beziehung zu seinen Nachbarn opfert. Andererseits macht es auch keinen Sinn so zu tun, als wäre man zufrieden, obwohl einen etwas stört. Diplomatisches Parkett.
Dejavue: Das Fundament für mein Tiny House legen
Im Fundament legen für Tiny Houses bin ich leider schon routinierter Profi. Ok. Das ist übertrieben, aber ich habe letztes Jahr, ebenfalls im Juni, schonmal ein Fundament für Gandalf gelegt. Im Tiny House Village auf meinem ehemaligen Pachtgrundstück - Nun ja, von daher kannte ich den Prozess bereits. Das war auch ganz gut, denn ansonsten ist der Vorgang neu und manchmal ziemlich verwirrend für mich.
Es war auch wieder gar nicht so einfach im Sommer ein Unternehmen zu finden, das diese Tätigkeit ausführt. Insgesamt habe ich 20 Firmen angeschrieben und nur eine Handvoll haben überhaupt geantwortet. Schließlich wurde ich aber dennoch fündig.
Der Auftrag bestand darin auf einer Fläche von ca. 35 Quadratmeter einen ca. 0,8 m tiefen Bereich auszuheben. In diese Baugrube wurden 60 Tonnen von einem Schottergemisch (große und kleine Steine) gefüllt. Dies wird auch als Frostschutz bezeichnet. Anschließend wurde das Fundament noch mit einer Maschine verdichtet.
Das Erdmaterial habe ich auf meinem Grundstück gelassen, da ich noch gar nicht weiß, wie und wo genau ich später für die Terrassen noch Material brauche. Und es wegfahren und dann wieder anliefern lassen. Das wäre ziemlich blöd und kostspielig. Der Boden auf meinem Grundstück scheint sehr guter, steinfreier Mutterboden zu sein.
Westlich vom Fundament habe ich noch weiteres Erdmaterial abbauen lassen, da Gandalf hier mit seiner Deichsel mehrere Meter über das Fundament hinausragt. An der Westseite werde ich noch mehr Erde abtragen lassen, da hier eine erste Terrasse entstehen wird bzw. entstehen muss. Aber das erklärt dir auf jeden Fall das komische "Loch" neben dem Fundament.
Anschluss-Zwang für mein energie-autarkes Tiny House
Wenn Visionen und Träume auf die deutsche Bürokratie und damit die Realität treffen... In Deutschland herrscht Anschlusszwang. Von daher blieb mir gar nichts anderes übrig, als "freiwillig" Anschlüsse für Strom, Frischwasser und Abwasser zu legen.
Mein Grundstück ist "voll erschlossen". D.h., dass die erforderlichen Anschlüsse bereits am Grundstück anliegend sind. Den Weg vom Rand des Grundstücks zum Haus muss ich als Bauherr mittels einer Firma meiner Wahl aber selbst gestalten. Zumindest fast. Das letzte Stück darf dann nämlich wiederum nur von der Stadt bzw. einem von dieser akkreditierten Unternehmen erschlossen werden.
Wer weiß wozu es gut ist für ein Worst-Case-Szenario ein Backup für Strom zu haben... Egal, ist leider nicht zu ändern. Es mussten also Gräben ausgehoben werden, in denen dann sogenannte Leerrohre verlegt wurden. Anschließend wurde das Ganze wieder zugeschüttet.
Ein Grabensystem startet vor meinem Fundament an der Südseite. Dies sind die Anschlüsse für Frischwasser und Strom. Diese führen dann auf kürzestem Weg zur Straße und münden zwischen Laterne und Stromkasten.
Das andere Grabensystem führt von der nord-östlichen Ecke des Fundaments an der Grundstücksgrenze entlang und mündet dann in zwei Kontrollschächten, welche dann mit der Kanalisation auf der Straße verbunden werden. Das System wird das gereinigte Grauwasser aus meiner Pflanzengrünkläranlage in die Kanalisation leiten. Eine Schande.
Anekdote: als ich mit der Drohne über das Grundstück flog, um eine Luftaufnahme zu machen habe ich festgestellt, dass das Grabensystem exakt die Form eines Hakenkreuzes bildet. Obwohl das Symbol natürlich alles andere als witzig ist, mussten die polnischen Bauarbeiter und ich herzlich darüber lachen. Heftige Situationskomik.
Durch den Dauerregen am zweiten und dritten Tag der Bauarbeiten verwandelte sich mein Grundstück in einen echt unansehnlichen Morast. Die grüne Wiese war verschwunden.
Wie geht es nächsten Monat weiter?
Der Tag des Liefertermins von Gandalf rückt immer mehr in greifbare Nähe. Allerdings gestaltet sich das Anliefern und das Einheben mittels eines Krans auf mein Grundstück deutlich schwieriger, als ursprünglich gedacht. Welche Probleme es gab und ob diese gelöst werden konnten, dass erfährst du nächstes Mal.
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Herzliche Grüße,
Michael Mey
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Sedanstraße 2, 30161 Hannover
E-Mail: michaelmey2003@gmx.de
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